Erstmal Urlaub vom Urlaub

Ich bin gerade frisch aus dem Urlaub zurück, und, manche Eltern wissen womöglich, was ich meine: im besten Sinne nicht erholt.

Denn wenn Leute Urlaub machen, die Kinder haben, dann bedeutet das ja meistens, das man diese Kinder 24 Stunden am Tag um sich hat (außer man bucht ein „Familien-Ressort“ mit Kinderbetreuung, aber ich bin mir nicht sicher, was passieren müsste, damit ich so weit gehen würde. Vielleicht nochmal Zwillinge?)

Jedenfalls, das eineinhalbjährige Kind nutzte seine Chance und heftete seinen Körper 24/7 an meinen, bestand darauf, mich zu jedem Toilettengang zu begleiten und untersagte mir zu duschen, weil es schließlich überall dabei zu sein hatte, Duschen aber derzeit nicht mag.

Ich war nach zwei herrlichen Wochen in Italien also schon allein körperlich am Ende, und auch mental nicht unbedingt rundum erneuert, wenn eineinhalb Stunden Kleinkind-Mittagsschlaf pro Tag als Entspannungsmoment ausreichen müssen.

Irres Gefühl der Erleichterung

Wie so oft war ich zurück in Berlin hin- und hergerissen: Das Kleinkind tat mir sehr leid, als ich es sofort wieder in die Kita steckte, wo ich doch im Urlaub sehr, sehr deutlich gemerkt hatte, wie unheimlich gerne es mit mir Zeit verbringt; und dann war da natürlich diese irre Erleichterung, geradezu ein Gefühl von Leichtigkeit (schlechtes Gewissen schnell verdrängen!), als ich die Kita verließ und mich aufs Fahrrad in Richtung Büro schwang. Dort machte mich eine Kollegin auf diesen Text aufmerksam: Anscheinend gibt es eine wachsende Zahl von Müttern, die dem Staat auch auf Kita-Ebene misstrauen und sich bewusst dafür entscheiden, ihre Kinder zu Hause selbst zu betreuen, bis die Kinder in die Schule müssen.

Das Thema „Kita versus zu Hause betreuen“, das merke ich immer wieder, ist bei mir ein Dauerbrenner, mit dem ich mich zwanghaft immer wieder beschäftigen muss.

Quelle:
Anti-Kita-Bewegung: Wo habt ihr euer Nervenkostüm her? Verratet es mir!
REDAKTIONSARTIKEL 31. Juli 2018.
Alle zwei Wochen schreibt unsere Redakteurin Lisa Seelig über alles, was Familien bewegt. Quelle: Redaktion I Jennifer Fey

Bemerkungen aus fachlicher Sicht 

Viele Eltern klagen wie diese Mutter über das Klammerverhalten ihrer frühbetreuten Kinder und ahnen nicht, dass ein solches Verhalten mit den elementaren Verlassenheitsängsten zusammenhängt, an denen ihre Kleinen während der Fremdbetreuung leiden. Dadurch entstehen Trennungsängste und die Mutter wird, wenn sie schon endlich da ist „besetzt“: Sie wird ängstlich gehütet, damit sie es nicht schon wieder verlässt und weggeht. 
Und je mehr es die Mutter zu ihrer „Erleichterung“ in Betreuung gibt, umso mehr wird es klammern oder andere Symptome entwickeln. 

Trennungsängste können neben anderen Symptomen langfristig bestehen bleiben, die auf zu frühen, umfangreichen oder auf unangemessenen Trennungen beruhen. (Siehe auch unter: Anpassungsleistungen von Krippenkindern und Aufruf zur Wende in der Fruehbetreuung
Dadurch haben es Eltern mit ihren früh bzw. umfangreich betreuten Kindern in der Regel im Zusammenleben auch noch später sehr viel schwerer als Eltern, die sich nach den Grundbedürfnissen ihrer Kinder, vor allem in den ersten Lebensjahren richten. Denn dann macht das Leben mit den Kindern mehr Freude und es gibt im Zusammenleben immer mehr gesunde Freiräume, auch für die Eltern. 

von Gisela Geist